Hass auf den Stiefvater
Frisch Verliebte erwarten, dass sich ihre Kinder aus vergangener Partnerschaft und der neue Mensch an ihrer Seite gut verstehen und dann alles schön und einfach wird. Die Kinder erleben aber die neue Liebe erst einmal als Konkurrenz. Mit der Frage: „Wen hast du nun lieber?“ treffen sie ihre verliebten Mütter oder Väter mitten ins Herz, denn im Normalfall sind diese nicht imstande, sie zu beantworten. Sie realisieren, dass die Menschen, die sie am meisten lieben, eifersüchtig aufeinander sind.
Jegliche Erwartung an die Kinder, den neuen Partner zu lieben, erzeugt Druck und wirkt sich kontraproduktiv aus. Der neue Partner oder die neue Partnerin ist ihnen erst einmal fremd und lebt plötzlich in unnatürlicher Nähe zu ihnen. In den allermeisten Fällen gelingt es, eine Beziehung aufzubauen. Bei älteren Kindern kann dieser Prozess aber durchaus ein bis zwei Jahre dauern.
Was aber, wenn die neue Partnerin keinen Draht zum Kind findet? Es kann sein, dass sie den Kontakt gar nicht erst sucht, weil sie findet, das Kind sei ungezogen, egoistisch oder gestört. Aber es kann auch sein, dass die beiden zu unterschiedlich gestrickt sind, um sich zu mögen. Eine Zuneigung auf Biegen und Brechen anzustreben, bringt nichts. Kinder und Stiefeltern sollen die Nähe oder Distanz zueinander suchen dürfen, die beiden entspricht.
Ist die Ablehnung allerdings so stark, dass es unmöglich wird, am selben Tisch zu sitzen, sollte man nach den Ursachen forschen.
Möglich wäre, dass das Kind Unsicherheit bei seiner Mutter oder seinem Vater spürt, sich näher auf den neuen Partner einzulassen. Durch seine Ablehnung diesem neuen Partner gegenüber bremst es die Intensivierung der Liebesbeziehung.
Oder das Kind will aus Loyalität zum getrennt lebenden Elternteil, der zu wenig einbezogen wird, auf dieses Manko hinweisen.
Bei Pubertierenden kann die generelle Auflehnung gegen alles, was nach Eltern riecht, alleinige Ursache für die Ablehnung eines Stiefelternteils sein oder zu den anderen Faktoren dazu kommen.
Damit die Beziehung zwischen allen Beteiligten dieses Dreiecks wachsen kann, beachten Sie folgende Punkte:
Empfehlungen:
- Wenn Sie eine neue Beziehung eingegangen sind, werden Sie sich Ihrer Rolle und Verantwortung als Bindeglied zwischen Ihrem Kind und dem Stiefelternteil bewusst.
- Versuchen Sie nicht, Ihre Aufmerksamkeit aufzuteilen, sondern machen Sie jeweils deutlich, ob Sie gerade auf Ihren Partner bezogen sind oder auf Ihr Kind.
- Lassen Sie Ihrem Partner und Ihrem Kind Zeit, ihre Beziehung langsam aufzubauen.
- Versuchen Sie herauszufinden, wem die Opposition des Kindes gilt und wem sie helfen könnte.
- Stellen Sie ihre eigenen Gefühle auf den Prüfstand: wollen Sie sich ganz auf die neue Beziehung einlassen? Oder haben Sie Zweifel?
- Achten Sie darauf, dass der Vater des Kindes nicht ausgegrenzt wird. Denn sonst wird Ihr Kind versuchen Innen dessen Existenz in Erinnerung zu rufen, indem es den neuen Partner ablehnt und sagt "er ist nicht mein Vater".